Ostfriesland Mission |  Schmutzige Rache

Schmutzige Rache – Dirty Work Es geschehen mysteriöse Verbrechen in Ostfriesland und niemand hat eine Erklärung dafür. Der Täter scheint der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein und versteht es, seine Spuren perfekt zu verwischen. Die Ermittler Susi Wildtfang und Helmut Brunner sind ratlos und müssen sich nicht nur die Schelte der Medien gefallen lassen, sondern auch Vorwürfe ihres Vorgesetzten. Der vermutet Helfer des Täters in den eigenen Reihen; selbst dem LKA können sie nicht mehr trauen. Brunner ist diesem Druck nicht gewachsen, er will nur noch eines – weg von Ostfriesland! Wildtfang versucht den roten Faden zu finden, der alle diese Verbrechen verbindet – aber sie erkennt ihn nicht. Schließlich gibt Hinni Boomgarden den Ermittlern einen entscheidenden Tipp. Zwei seltsame Gäste logieren in seinem Hotel … Ein spannender Thriller über die dunkle Seite Ostfrieslands mit einem überraschenden Ende. Dieses Buch ist die Fortsetzung von Ostfriesland Connection, lässt sich aber auch unabhängig davon lesen.

346
Seiten
9935
Zeilen
80089
Wörter
420479
Zeichen

Leseprobe

Der junge Mann, der an der rot lackierten Wohnungstür im dritten Stock des Mietshauses klingelt, ist in einem schlimmen Zustand. Sein Haar hängt strähnig über die Stirn, sein Drei-Tage-Bart ungepflegt und struppig. So als ob er sich mehrere Tage weder gewaschen, gekämmt noch rasiert hätte. Die Augen sind eingefallen, er sieht übernächtigt aus, seine graue Gesichtsfarbe verstärkt diesen Eindruck. Die Jeans und der dunkle Kapuzenpullover sind zerknittert und verdreckt und passen nicht zur aktuellen Hitzewelle. Seine Schnürstiefel sind schlammverschmiert. Jeder muss ihn für einen Obdachlosen halten oder für einen auf der Flucht.

Kraftlos lehnt er sich an den Türrahmen und schaut gehetzt hinter sich, als hätte er Verfolger zu fürchten.

Drei Stockwerke über ihm lassen sich Schritte auf der Treppe vernehmen, der Mann atmet auf, als in diesem Moment die Tür geöffnet wird. Eine zierliche, junge Frau starrt ihn zunächst ungläubig an, dann öffnet sich ihr Mund, als wollte sie zu einem Schrei ansetzen.

»Lass mich rein«, sagt der Mann schnell. Er drängt in die Wohnung, drückt die Tür hinter sich zu und lehnt sich schwer atmend mit dem Rücken dagegen.

»Wo kommst du her?« Bevor die Frau den Namen ihres unerwarteten Besuchers aussprechen kann, legt er ihr seine rechte Hand auf den Mund.

»Sag es nicht, sprich meinen Namen nicht aus. Ich will meinen Namen nie mehr hören. Ich habe es vermasselt, ich sollte nicht mehr leben.«

»Aber nun beruhige dich doch erst einmal. Komm herein, setz dich und dann erzählst du mir alles. Bist du auf der Flucht? Verfolgt dich jemand? Oder bist du einfach betrunken oder bekifft?«

Der Mann antwortet nicht, lässt sich aber widerstandslos durch den schmalen Flur in die Wohnung ziehen.

»Dort ist Platz«, sagt die Frau und nimmt einen Stapel Papiere und CD-Hüllen aus einer Sofaecke. Außer dem Stuhl vor einem großen Arbeitstisch, auf dem sich weitere Papiere, Bücher, Bildschirme, Tastaturen und andere elektronische Geräte ohne erkennbare Ordnung stapeln, wäre auch kein anderer Sitzplatz in der Wohnung frei gewesen.

Der junge Mann lässt sich dankbar auf das Sofa fallen, dann erst schaut er die junge Frau genauer an: Lucie ist immer noch klein und zierlich, aber ihre Figur, die durch die Hotpants und das Top ohne BH kaum verborgen wird, ist sportlicher und drahtiger geworden. Das Muskelspiel ihrer Oberarme lässt vermuten, dass sie einen Kampfsport betreibt und Kraft hat. Sonst hat sie sich in den letzten Jahren, seitdem sie gemeinsam auf der Uni waren, kaum verändert. Auch ihre Frisur ist unverändert, blond und sehr kurz geschnitten.

Sein Blick wandert durch die Wohnung.

»Schau dich nur um«, fordert Lucie ihn auf und macht eine einladende Handbewegung. »Mein Hacker-Space! Ich hole dir ein Glas Wasser.«

Ihre Wohnung, ein Apartment, wie es von vielen Studenten in dieser Stadt bewohnt wird, ist eine Mischung aus Wohnzimmer mit Schlafcouch, Softwarelabor, Lötwerkstatt und Künstleratelier. Ein Spielplatz für Freaks, die technische Geräte demontieren und wieder zusammenbauen, bis sie für ihre Zwecke geeignet sind, und wenig Wert auf Schöner Wohnen legen.

Lucie ist Computerfreak und Bloggerin. Sie ist Mitglied im Chaos Computer Club und als hemmungslose Hackerin bekannt und berüchtigt. Ihr geht es dort allerdings viel zu brav zu, sie braucht den Nervenkitzel und ihren täglichen Adrenalinstoß.

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