Die Macht der Gier

Als ihr Boot mit einem abrupten Ruck stecken bleibt, sind zwei Teenager zu Tode erschrocken. Schnell bestätigt sich ihre Befürchtung: Eine Leiche hat ihre rasante Fahrt unterbrochen.

Nicht nur die Aufklärung des Mordes fordert Hauptkommissar Brunner und sein Team heraus, auch ein herrenloser Hund, der verdächtig oft in der Nähe des Fundorts herumstreunt, nimmt ihre Aufmerksamkeit voll in Anspruch Ein stummer tierischer Zeuge?

Nachdem eine weitere Leiche im benachbarten Moor gefunden wird, bekommen die Ermittlungen eine neue Richtung. Die Spuren laufen in der ›Kurklinik Eversmeer‹ zusammen. Hinni Boomgarden, zufällig als Gast in der Klinik, ermittelt auf eigene Faust und gibt seinen Aufenthalt als Undercover-Einsatz aus.

Brunners Team wabert durch ein Dickicht von Indizien aus unerfüllter Liebe, Gier nach Macht und Geld. Geht es um internationale Drogengeschäfte? Oder um ein altes Geheimnis?

Harald Risius nimmt im 10. Band der Reihe Sail&Crime seine Leser wieder mit in das Herz Ostfrieslands, zeigt ihnen eindrucksvoll die wunderschöne Landschaft und bringt ihnen die Mentalität der markigen Bewohnern näher. Immer wieder überrascht der Fall mit neuen und überraschenden Wendungen. Es bleibt spannend bis zum Schluss – denn plötzlich ist alles ganz anders.

Der 10. Band in der Reihe Sail&Crime

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326
Seiten
9389
Zeilen
71254
Wörter
443950
Zeichen

Leseprobe

»Komm zurück, Lena«, ruft Hinni. »Das geht nicht gut.«

Lena winkt ab, konzentriert schaut sie nach vorne und auf das Wasser des Sees.

Ein weiteres Pflanzenbüschel trägt sie auch, dann erreicht sie das nächste und noch eines. Etwas hilflos steht sie schließlich drauf und scheint zu überlegen, wie die weiteren Schritte aussehen könnten. Die nächste kleine Insel ist mehr als eine Schrittlänge entfernt.

Lena setzt entschlossen zum Sprung an, ihr rechter Fuß erreicht auch die Pflanzendecke, aber er sinkt durch. Darunter ist nichts, das ihr Gewicht tragen könnte. Sie fällt nach vorne und liegt bäuchlings im Moor.

»Scheiße!«, ruft sie und versucht sich aufzurichten. Vergeblich, sie findet nirgends einen festen Halt.

Hinni und Tom sind aufgesprungen, ihr Puls rast, sie stehen an der Kante des Bohlenwegs und suchen verzweifelt nach einer Möglichkeit, ihr zu helfen.

»Bleib liegen«, ruft Hinni ihr zu. »Streck die Beine aus. Wenn du aufstehst, sinkst du immer tiefer ein. Versuch, dich am Gras oder einer Pflanze festzuhalten.«

»Das ist Moor und Sumpf«, ergänzt Tom. »Mach dich so breit wie möglich und versuch, dich an den Gräsern nach vorne zu ziehen. Keine Panik, du kommst da raus, wir helfen dir.«

Hinni sucht nach Gegenständen, die er über das Moor schieben könnte, um sie zu erreichen. Die Bohlenbretter? Sie sind zu kurz und außerdem sind sie mit soliden Nägeln befestigt. Die Bank? Die ist zu schwer und außerdem ist sie auch zu kurz. Hastig durchwühlt er seine Taschen, aber wie erwartet, hat er nicht einmal einen Tampen oder eine Leine dabei.

»Hilfe, ich sinke immer tiefer«, ruft Lena. »Nun helft mir doch, macht doch schon! Ich glaube, ich habe gerade eine Schlange gesehen.«

»Keine Panik, die Schlangen hier tun dir nichts.« Hinni versucht, möglichst ruhig zu antworten. »Wir holen dich raus.«

»Das erste und das zweite Grasbüschel, die haben sie doch getragen«, überlegt er laut, »das sollte gehen«.

Schnell zieht er seinen Anorak aus und wirft ihn über die Bank. Er legt sich auf den Bohlenweg und schiebt sich dann durch den Matsch vorsichtig über den Rand zu den Büscheln herüber.

»Deinen Anorak, schnell«, fordert er dann Tom auf. »Mach eine Rolle daraus, so lang wie möglich.«

Der kapiert sofort, streckt die beiden Ärmel der gelben Kunststoffjacke auf größtmögliche Länge aus und rollt Brust- und Rückenteil zusammen. Dann wirft er ihn direkt in Hinnis Hände.

»Nun helft mir doch«, schreit Lena schrill. Ihre Stimme drückt Panik aus, sie spürt den Griff des Moores, es zieht sie herunter, langsam, aber unaufhaltsam.

Hinni fasst einen Ärmel, er versucht, den anderen Lena zuzuwerfen.

»Das ist zu kurz«, jammert Lena, »wir brauchen ein langes, richtiges Seil.«

»Scheiße, haben wir aber nicht«, flucht Hinni leise, ruft aber laut: »Wir machen was anderes.«

Er robbt hastig zurück auf den Bohlenweg, zieht sein Hemd und die Jeans aus und knotet beides so zusammen, dass sich die größtmögliche Länge ergibt. Nur mit dem T-Shirt und seiner Unterhose bekleidet schiebt er sich wieder über das Moor und versucht Lena, das provisorische Seil zuzuwerfen.

»Scheiße, langt immer noch nicht«, flucht er. »Tom, ich brauche deine Hose und dein Hemd auch noch, mach schnell.«

»Hilfe«, schreit Lena, inzwischen in Todesangst. »Ich kann mich nicht mehr halten. Da ist nur Schlamm unter mir.«

Tom kapiert, er zieht sich aus, knotet seine Kleidung zusammen und verbindet beides mit denen von Hinni. Das sollte reichen, hofft er.

»Hilfe«, gurgelt Lena voller Panik, sie hat den Mund halb voll mit matschigem Wasser. »Scheiße, ich komme nicht an das nächste Grasbüschel heran.«

Hinni sieht, was passiert ist. Sie versuchte in ihrer Panik, weiter nach vorn zu robben und ihm entgegenzukommen. Nun liegt sie nur noch mit den Oberschenkeln und dem Unterleib auf dem weichen Grasbüschel, vorne ist aber nichts mehr, was den Oberkörper halten könnte. Ihr Kopf liegt auf der moorigen Wasserfläche, sie versucht ihn krampfhaft nach oben zu halten – aber sie findet nichts Festes, um ihre Hände zu stützen.

»Versuch zu schwimmen«, ruft Hinni. Dann sieht er nur noch, wie sie kraftlos ihren Kopf ins Wasser sinken lässt. Ein paar Luftblasen steigen auf.

»Schnell Tom, die Leine. Behalte ein Ende in deiner Hand.«

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