Interview mit Harald Risius
von Smutje Rosa (Ein Blogspot rund ums Reisen, Segeln und das Leben an Bord)
Smutje Rosa: Harald, Du bist Ostfriese, da wird Salzwasser ja schon mit der Muttermilch aufgesogen. Ab wann hat Dich das Meer fasziniert?
Harald Risius: Unsere Dorfschule in Greetsiel lag in der Nähe des Kutterhafens. Wir Kinder haben oft dort gespielt und unser Taschengeld mit Granat (Krabben)-pulen aufgebessert. Und in den Ferien durften wir auch mit hinausfahren, manchmal sogar am Ruder stehen und helfen, die Netze zu entleeren und den Granat zu kochen.
Smutje Rosa: Hast Du als Kind schon versucht mit einem Boot den Horizont zu erreichen?
Harald Risius: Leider hatte ich kein Boot und mit den Fischkuttern sind wir immer nur im Wattenmeer herumgefahren. Da waren die Krabbenschwärme das Ziel und nicht der Horizont. Aber ich habe oft auf dem Deich gestanden und gewusst, irgendwo da hinten im Westen ist Amerika.
Smutje Rosa: Segeln ist ja sehr facettenreich. Wie segelst Du am Liebsten?
Harald Risius: Als Jugendlicher musste ja Adrenalin ins Spiel kommen, da wurden natürlich Regatten gesegelt. Aber heute bin ich mit meiner Frau am Liebsten auf Großer Fahrt. Segeln ohne Zwang und Zeitdruck mit vielen neuen Ankerbuchten.
Smutje Rosa: Deine Frau kommt ja aus Bayern. Segelt sie auch? Wer ist dann der Kapitän? *zwinker
Harald Risius: Ja, Regine segelt auch mit Leidenschaft. Die Aufgaben an Bord werden gerecht eingeteilt, auch das Amt des Skippers. Und der Skipper hat immer Recht.
Smutje Rosa: Zum schreiben bist Du über Umwege gekommen. Erzähl mal.
Harald Risius: Beruflich habe ich viele Fachaufsätze geschrieben, das war sozusagen das Schreibtraining. Während unserer Langzeitsegeltörns haben sich dann so viele lustige Erlebnis und Beobachtungen angesammelt, dass ich die einfach mal in geschriebene Wörter packen musste. Daraus entstand dann das erste Buch. Mein Anliegen war, dass auch der Nichtsegler in die Welt des Segelns abtauchen kann und der Segelneuling nicht alle bösen Erfahrungen selber machen muss.
Smutje Rosa: Der Titel Deines ersten Buches „Makan Angin: Pack‘ mers“ ist ja auf den ersten Blick verwirrend. Als Allgäuer versteh ich „Pack mer´s“, was bedeutet der Titel? Um was geht es in dem Buch?
Harald Risius: „Pack mer’s“ ist also klar. „Nu geit los“ sagt der Ostfriese. Aber ich habe auch lange in Indonesien gelebt: Makan heißt dort „essen“, als Verb. Und Angin ist der Wind. Es wird auch als Synonym für „die Seele baumeln lassen“ oder „herumbummeln“ verwendet. Alle meine Segelyachten hießen so. In dem Buch geht es um einen Überführungstörn vom Mallorca nach Korfu, für den die fränkische Skipperin Renate eine ostfriesische Crew anwirbt, mit denen sie sich trotz aller Gegensätze und Missverständnisse zusammenraufen muss. Und wie das so ist mit Frauen und Männern: Zum Schluss verliebt sie sich in Hinni.
Smutje Rosa: Es gibt noch eine Fortsetzung?
Harald Risius: Ja, die Geschichte geht weiter. „Makan Angin: Kreuz im Süden“. Ich habe mich in diesem Buch mit der Südsee, mit den schönen Seiten, aber auch mit den seglerischen Tücken auseinandergesetzt. Smutje Rosa:Thema: Bettgeflüster Harald Risius: Nein, das hast du falsch verstanden. „Bettgespräche“ heißt das Buch. Etwas Bettgeflüster kommt aber auch darin vor. Hier setzt sich ein verliebtes Pärchen nach der Zeitungslektüre in morgendlichen Bettgesprächen mit dem aktuellen Geschehen und dem Zeitgeist auseinander. Mal ganz ohne Segeln.
Smutje Rosa: Oh, sorry wegen dem Geflüster. *zwinker. Du schreibst spannende und auch sehr lehrreiche Segelromane, bei denen auch die Technik des Segelns nicht über Bord fällt, was mir persönlich sehr gefällt. *Smile. Dein neues Buch „Regatta mit Nebenwirkung“ ist gerade erschienen. Fünf Sätze um was es dabei geht.
Harald Risius: Hinni und Renate, die Protagonisten der früheren Bücher sind wieder dabei. Diesmal geht es um eine ehrgeizige Regatta im ostfriesischen Wattenmeer vor Greetsiel, bei der es zu einer Kollision kommt. Der Sieger liegt am nächsten Morgen tot in seinem Cockpit und der zuständige Ermittler ist ein Franke, der Angst vor Segelschiffen hat. Hinni wird verdächtigt und Renate nimmt die Sache in die Hand. – Das waren jetzt nur vier Sätze, aber zu viel möchte ich nicht verraten.
Smutje Rosa: Harald, ich danke Dir für dieses nette Gespräch und wünsch Dir viel Erfolg und freu mich auf alle Neuerscheinungen …
… und Weihnachten kommt bestimmt …
… wer seinem oder seiner Liebsten mit einem pfiffigen Krimi die lange Segelabstinenz bis zum Frühjahr verkürzen will, der ist mit diesem Buch genau richtig. Gut zu lesen, mit einer stimmigen Handlung und viel Feeling unter weißen Laken …
…. das Buch macht Spaß und sich bestimmt sehr gut unterm Weihnachtsbaum.
Apropos weiße Laken … die Bettgespräche mit etwas Bettgeflüster passen auch sehr gut unter den Baum.
Fürs Logbuch:
Krimis aus Ostfriesland können locker mit den Kluftinger-Kultkrimis
aus dem Allgäu mithalten.
Und Harald Risius ist ein ziemlich netter Kerl,
der auch noch unterhaltsam schreiben kann.
Das Interview können Sie hier im Original auf Smutje Rosas Blog lesen.